Die sprichwörtliche Quadratur des Kreises nahm sich der Bad Hersfelder Architekt Volker Dietz bei seinem Versuch vor, dass Thema „100 Jahre Bauhaus – eine soziale Bewegung“ im bis auf den letzten Platz besetzen Seminarraum des Bad Hersfelder Buchcafé zahlreich interessierten Zuhörern näherzubringen. Und diese kamen im Rahmen des SPD-Forums „Mittendrin“ voll auf ihre Kosten: lebendig und dabei fokussiert, farbenfroh und gleichzeitig auch die sozial-politischen Aspekte der vor exakt 100 Jahren in Weimar durch Walter Gropius gegründeten Architektur- und Designschule aufgreifend, gelang Dietz dieses Vorhaben anschaulich und kurzweilig.
Gekonnt wurde ein Bogen von den historischen Hintergründen nach dem 1. Weltkrieg über den großen Bedarf an Wohnungen bis hin zum Rhythmus und der Regelmäßigkeit der architektonischen Grundrichtung des Bauhaus gespannt, der facettenreich Aufschluss darüber gab, wie sich Architektur den gesellschaftlichen Gegebenheiten anpassen konnte und musste. Dietz ging auch auf die Rolle der Frau als „Gewinnerin der Bauhaus-Epoche“ ein und zeigte dabei an bekannten Beispielen auf, wie Stadtentwicklung anhand des Wohnungsbaus in jener Zeit betrieben wurde. „Ästhetisch, schön und harmonisch“ – so kann man das äußere Design der Stilrichtung beschreiben, aber auch funktional musste es sein, was am Beispiel der „Frankfurter Küche“ viele Zuhörer in die eigens erlebte Vergangenheit zurückversetzte. Die berühmten Flachdächer waren markantes Zeichen der Bauhaus-Architektur, die vom damals 36-jährigen Gropius in Weimar entwickelt und mit Hannes Meyer und Ludwig Mies van der Rohe zwei weitere berühmte Formmeister hatte. Die von den Nazis als „undeutsch“ diffamierte Bauhausschule führte schließlich zur massenhaften Emigration ihrer besten Vertreter ins Ausland.
In Bad Hersfeld selber wurde das einzig nach Bauhausarchitektur gefertigte Haus (Brückenmüllerstraße 1) in ein Mehrfamilienhaus umgebaut. Nichtsdestotrotz kann man, so Volker Dietz, die Bauhausbewegung heute bei den Themen „Wohnen im Alter, Energiebeschaffung, Musik und Theater oder auch der Schaffung sozialen Wohnungsbaues“ mannigfaltig wiederfinden. In der anschließenden Diskussion wurde insbesondere über die Notwendigkeit eines sozialgerechten Wohnens gesprochen. Hier müsse man, so einige Teilnehmer, ähnlich wie die Bauhäusler in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts, innovative und neue Wege gehen. So blieb nach Grußworten von SPD-Chef Karsten Vollmar und unter der Moderation von Dr. Thomas Handke am Ende eines kenntnisreichen Abends ein tiefer Einblick in die Welt der Bauhaus-Bewegung und ihrer Meister, frei nach Walter Gropius „Bunt ist meine Lieblingsfarbe“.
Bildunterschrift:Einen lebendigen und farbenfrohen Vortrag zum Thema Bauhaus lieferte Architekt Volker Dietz (Mitte), der sich mit SPD-Fraktionschef Karsten Vollmar (links) und Moderator Dr. Thomas Handke (rechts) dem Fotografen stellte. Foto: privat.