„Trotz eines Rekordetats von 7,8 Millionen Euro stehen wieder 600.000 € Defizit zu Buche – das ist eine erschreckende Bilanz der diesjährigen Festspiele. Es ist völlig inakzeptabel, die Schuld für die katastrophale Bilanz alleine bei der Systemfrage zu suchen – hier wurde ganz einfach schlecht gehaushaltet und Geld ausgegeben, was nicht da war – und das im dritten Jahr in Folge“, so SPD-Chef Karsten Vollmar. Bemerkenswert dabei: Das Defizit ist von 175.000,- € (2015) über 400.000,- € (2016) nun auf einen neuen Rekordwert von 600.000,- € geklettert. Fakt sei, so Vollmar: „Selbst bei einer gGmbH müsste die Stadt Defizite aus dem Haushalt ausgleichen, die Documenta in Kassel lässt grüßen. Wir werden nicht akzeptieren, dass die Bürgerinnen und Bürger mit höheren Grundsteuern, gestiegenen Parkgebühren und einem Streichkonzert im Haushalt dieses Defizit ausgleichen müssen.“
Wenn Bürgermeister und Intendanz nun die Politik am Zug sehen, ist das mehr als bemerkenswert! Die Politik hat einiges getan: Die Etats seit 2015 wurden deutlich erhöht – dennoch wurden immer wieder neue Defizite eingefahren. Die entscheidende Frage ist doch daher: Welche Größenordnung in punkto Festspiele kann und will sich Bad Hersfeld in Zukunft leisten? „Die derzeitige Größenordnung der Festspiele ist nicht mehr leistbar – die Verschuldung wächst uns allen über den Kopf. Jetzt ist Ehrlichkeit gefragt: Niemand will bei der Qualität sparen – wir müssen aber in anderen Bereichen sparen. Hierzu gehört zunächst, alle Kostenstellen zu überprüfen und auch über die Anzahl der Produktionen bzw. Aufführungen, das Spielstättenkonzept oder z. B. auch das Rabattierungssystem zu diskutieren. Die SPD sieht hier dringenden Handlungsbedarf und ist gesprächsbereit“, so Vollmar.
Auch eine andere Frage drängt sich auf: Warum haben bereits mit einem Etat von 4,5 Millionen € ebenfalls qualitativ hochwertige Festspiele stattgefunden, die in kürzerer Spielzeit fast genauso viele Zuschauer nach Bad Hersfeld lockten und den Haushalt nicht so dramatisch schädigten? Wir erinnern uns: 2014 wurde zudem der damalige Intendant wegen einer vergleichsweise kleinen Überziehung des Etats vom Magistrat unter Vorsitz von Bürgermeister Fehling gefeuert. Die Claqueure jener Zeit, inklusive dem Bürgermeister, schweigen jetzt still – sie haben jedwede Glaubwürdigkeit verloren!
Vor allem der Versuch, das Ergebnis am Lollsmontag bekannt zu geben, hat peinliche Züge: „Brot und Spiele für die feiernden Hersfelder – dabei den Lollsfrieden ohne Rücksicht brechen und das Defizit nebenbei unterjubeln: Das ist nicht redlich, das ist politisch verantwortungslos und dafür trägt der Bürgermeister die Verantwortung“, so Karsten Vollmar. Wer die Menschen hier für so dumm hält, dieses durchsichtige Manöver nicht zu durchschauen, der darf sich auch nicht wundern, wenn das politische Klima zusehends verhärtet.